Costa Rica,  Reiseberichte

Highlights Costa Rica: Cacao-Projekt Global Creek

Der Bus hält an. Irgendwo zwischen Puerto Viejo und Cahuita. Wir schnappen unsere Rucksäcke und springen aus dem Bus, bevor er weiterfährt. Hier stehen wir also am Strassenrand und vor uns ein verwachsener Weg, der in den Dschungel führt. Noch vor ein paar Tagen hätten wir nicht im Traum daran gedacht, dass wir dieses Cacao-Projekt-Volontariat machen werden. Im letzten Augenblick kam die Zusage, bereits als wir uns schon fast entschieden haben, nach Panama weiterzureisen.
Nun stehen wir da, völlig durcheinander. Was erwartet uns am Ende dieses Weges, oben auf dem Hügel? Was sind das für Leute? Was für einen Lebensstil erwartet uns? Wo werden wir übernachten? Auf dem Grundstück werden nur biologisch abbaubare Produkte erlaubt, so stand es im Beschrieb – was bedeutet dies nun für uns? Wird uns zum Beispiel die Daylong Sonnencreme einfach weggenommen oder dürfen wir sie für die Zeit des Projektes einfach nicht benutzen? Und das Essen soll vegan sein – werden wir nun verurteilt, wenn wir auch ab und zu Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier essen? Langsam und voller Gedanken laufen wir weiter an Cacaoplantagen und Bananenstauden vorbei. Wir sind gerade sehr dankbar über diesen Fussweg, denn wir brauchen diesen als mentale Vorbereitung.
Auf dem Hügel angekommen, sehen wir das Haus, das unser Zuhause für die nächste Zeit sein wird. Geplant waren 10 Tage…daraus wurden 2 Monate und wir haben Freunde fürs Leben gewonnen!

Eindrücke aus unserem Leben im Dschungel
Über die wunderbaren Hosts Ahki und Caitlin

Ahki der Besitzer, ursprünglich aus Toronto, kam in seinen jungen Jahren nach Costa Rica, in einer Zeit, in welcher die meisten Kakaoplantagen am verwildern waren, weil in den siebziger Jahren eine Krankheit die Pflanzen befiel. Die Regierung reagierte damit, die Bauern aufzufordern, die ursprüngliche Kakaosorte zu entsorgen, und mit neuen Hybridpflanzen zu ersetzen. Weil die ursprüngliche Kakaopflanze viel hochwertiger ist, begann Ahki zu forschen, aus welchen Gründen diese Pflanze Opfer dieser Krankheit wurde.
Dank seines Studiums in Umweltwissenschaften kam er schnell zur Hypothese, dass es unter anderem auf eine gesunde Erde darauf ankommt. Seine Forschungen bestätigten ihn darin. Nun pflanzt er erfolgreich die alte Kakaosorte an und befähigt andere Bauern, dies auch zu tun. Den hochwertigen Kakao, welchen er zum grössten Teil Bauern abkauft, lagert er und verkauft ihn dann an in- und ausländische Interessenten. Zudem macht er aus dem hochwertigen Kakao leckere schwarze Schokolade, die ausschliesslich aus Kakao und Zucker besteht.

Caitlin, ursprünglich aus San Diego USA, lernte Ahki in Costa Rica während eines Volontariats für das Projekt Global Creek kennen. Sie bereichert das Projekt mit ihrem ayurvedischen Wissen zu den Wirkstoffen der Pflanzen sowie zahlreichen Ideen wie z.B. im Super Adobe Baustil Unterkünfte auf ihrem Grundstück zu bauen. Mit ihrer Leidenschaft für den Anbau und die Pflege von Pflanzen sowie fürs Kochen, trägt sie einen wichtigen Beitrag zur Selbstversorgung und den Genuss bei. Durch ihr Gartenanbauprojekt, lernt man alles über die Pflanzen und deren Wirkung. Und sie ist nicht nur eine liebevolle Mutter sondern auch die perfekte Ergänzung zu Ahki, um das Projekt Global Creek überhaupt möglich zu machen.

Ahki und Caitlin liegt es am Herzen, nachhaltig zu leben. So verwenden sie Solarstrom und beziehen das Wasser vom Regen oder einem Bach, der auf ihrem Grundstück liegt.

Ankommen im Projekt Global Creek
Wir werden von Kathrine, einer anderen Volontärin herzlich empfangen und bald lernen wir auch die Besitzer, Ahki und Caitlin, kennen. Kurz nach unserer Ankunft fängt es in Strömen an zu regnen und alle scheinen ausser sich vor Freude zu sein – warum bloss? Bald verstehen wir die Gründe: Caitlin und Ahki sind für ihre Wasserversorgung abhängig vom Regenwasser und es hat anscheinend schon lange nicht mehr geregnet. Schon bald fühlen wir uns sehr wohl und unsere Bedenken verfliegen. Einzig, als es langsam dunkel wird und wir nur noch mit der Stirnlampe sehen können, wo wir mit den Füssen hintreten, kommt dann doch wieder ein etwas mulmiges Gefühl auf: wir sind ja mitten im Dschungel und das Haus aus Naturmaterialien ist überall offen – gibt es da nicht überall Taranteln, Skorpione, Schlangen usw.? Diese Gedanken nehmen wir mit ins Bett.
Doch auch diese Ängste verfliegen bald. Wir erfahren von Ahki, dass alle die grossen Spinnen in den Netzen völlig harmlose «Orbweavers» sind und für uns als Mückenschutz dienen, da sie diese essen. Auch erklärt uns Ahki, dass es zwar sehr giftige Tiere wie Taranteln und Schlangen gebe, doch alle diese Tiere schüchtern und nicht auf Angriff aus seien.
Wir gewöhnen uns jeden Tag mehr an das Leben in der Natur, an die biologisch abbaubare Toilette, an die Dusche im Bach, an den Schlamm an den Füssen und auch an die Dunkelheit nach 17:00. Und ja, ab und zu sehen wir auch eine Tarantel oder ein Skorpion, wenn wir in der Dunkelheit mit der Stirnlampe herumleuchten… doch auch an diese Tiere gewöhnen wir uns und sie helfen uns, dass andere Tiere, wie grosse Kakerlaken, Ameisen, Heuschrecken oder Käfer uns gar nicht mehr gross stören.

Wie kann man sich das Leben im Dschungel vorstellen?
Atmosphäre und Tagesablauf

Stell dir vor, du legst dich schlafen und hörst nur das Rauschen des Windes in den Bäumen, die Geräusche der Tiere, den Regen. Wenn du hinausschaust, siehst du, wie sich die Silhouetten der Bäume im Winde bewegen. Leuchtkäfer, die grün und gelb leuchten, schweben um die Lichterketten herum, als ob sie selbst ein Lämpchen davon wären. Du fühlst dich aber dank der Hunde auch in der Dunkelheit sicher, den sobald sich jemand dem Haus nähert, fangen sie laut zu bellen an. Wenn du in der Nacht auf die Toilette gehst und draussen die Stirnlampe ausschaltest, siehst du keine Lichter, ausser die Sterne, den Mond und die vorbeiziehenden Wolken. Du richtest dich nach dem Rhythmus der Natur: oft gehen wir bereits um ca. 19:00 / 20:00 ins Bett und wachen oft bereits um ca. 05:00 wieder zum Gebrülle der Brüllaffen auf. Kurz darauf machen wir die Holztür zur Küche auf und laufen gefolgt von allen Hunden zum Aussichtspunkt, von wo wir den herrlichen Sonnenaufgang über dem karibischen Meer beobachten können.
Der Tag geht nun langsam los und wir bereiten zusammen ein leckeres Frühstück vor, dass wir alle zusammen geniessen. Kurz danach ziehen wir Gummistiefel und sehr leichte Arbeitskleidung an: meist nur Badekleidung und einen Hut, da es hier immer feuchtheiss ist. Caitlin und Ahki teilen uns nun den verschiedenen Arbeiten zu; es laufen so viele Projekte parallel, so dass jeder Tag anders ist. Wir schaufeln Treppenstufen, damit wir ohne auszurutschen zum Duschen zum Bach herunterlaufen können. Wir bauen ein neues Haus für die zukünftigen Volontäre, indem wir Futtersäcke mit vom Grundstück abgetragenen Lehm füllen, die wir unter der Anleitung von Ahki kreisförmig im Super Adobe Stil übereinander legen und dazwischen mit Stacheldraht befestigen. Zudem gilt es natürlich auch die Kakaobäume zu Pflegen: wir schneiden Seitenäste ab und knipsen die Blätter entlang den Stämmen ab, so dass der Baum die Energie vor allem ins Wachstum der Blüten investieren kann, die dann zu Kakaofrüchten werden. Dann gilt es immer wieder den Dschungel rund um die Kakaobäume und die Bananenstauden mit der Machete zu roden und auch regelmässig Bananen zu ernten.

Wusstest du, dass man bei der Ernte der Banane den ganzen Stamm der Staude fällt und dann die ganze Bananen-Traube vom Boden auflesen kann? Wir wollten uns bereits auf die Suche nach einer Leiter machen, bis uns dies Ahki zum Glück mitteilte. Der Stamm wird aber mit der Machete vorerst nur geknickt und nicht ganz durchgeschnitten, damit der Saft und die Nährstoffe vom höheren Teil des Stammes in den unteren Teil des Stammes zurückfliessen können. So lässt man den abgeknickten Stamm noch einige Tage liegen. So wird der abgeschnittene Bananenstrauch bei guter Pflege innerhalb von 3 Monaten wieder erntereife Früchte tragen!

Ein weiteres Projekt ist das Pflastern der Wände im Haus in der neu entstehenden grösseren Küche. Dies wird mit einem Gemisch aus Wasser, Lehm und Heu gemacht, dass dann an die Wände geworfen und einmassiert wird.
Es gibt eine ausgiebige Mittagspause, bevor es dann wieder bis um 15:00 weitergeht. Danach ist die herrlich erfrischende Dusche im Bach angesagt!

Die Mahlzeiten
Jeden Samstag werden frische Bio-Gemüse und Früchte geliefert und viele Gewürze, Kräuter und sogar frische Bananen können wir direkt von der Natur rund ums Haus ernten. Die Bananen haben aber nicht nur diesen eintönigen Chiquita-Bananen Geschmack, den wir aus dem Supermarkt kennen: es gibt viele verschiedene Sorten und eine davon schmeckt richtig lecker nach Zitrusaromen und Vanille! Jede Woche wird ein Grosseinkauf für Bohnen, Reis, Kichererbsen und sonstige Trockenwaren sowie Eier gemacht. Einen Kühlschrank gibt es nicht, so dass Milchprodukte, Fisch und Fleisch nicht auf dem Speiseplan stehen. Alle Mahlzeiten basieren aus Hafer, Reis, Teigwaren kombiniert mit Bohnen, Kichererbsen und frischem Gemüse. Wir sehen dies aber nicht als Einschränkung sondern freuen uns, dass wir uns mit Hülsenfrüchten kreativ ausleben können. Auf Bio-Gemüse legen Caitlin und Ahki grossen Wert, da in dem vermeintlich grünen Costa Rica anscheinend rund 3x so viele Pestizide benutzt werden, wie in den USA und dies sei der Hauptgrund warum die Magenkrebsrate in Costa Rica so hoch sei. Dies gibt uns zu denken, den ein Grossteil der Bananen und Ananas im Schweizer Grosshandel stammen aus Costa rica!

Ist Cacao bzw. schwarze Schokolade nur ein Dessert?
Nach einem gemütlichen Zusammensitzen beim Abendessen verwöhnt uns Ahki oft mit frischproduzierter Schokolade und Cacaogetränken und philosophiert dabei über die Cacao-Kultur der Ureinwohner und was in dieser genüsslichen Frucht sonst noch alles steckt.
Habt ihr zum Beispiel gewusst, dass Cacao, pure schwarze Schokolade, sogar zur Gewichtsabnahme eingesetzt werden kann. Du glaubst es nicht? Probiere es aus, auch wir konnten es zuerst nicht glauben, doch merkten bald nach dem Konsum von Schokolade mit mindestens 72% Cacaogehalt, dass wir völlig gesättigt waren und nichts mehr essen mochten. Wir reden hier natürlich nicht von Milchschokolade sondern von reiner schwarzer Schokolade, die aus nichts Anderem ausser Cacaomasse (Mindestanteil 72%) und einem geringen Anteil an Zucker besteht. Dies ist aber nur einer von unzähligen positiven Wirkungen des Cacaos.
So lernen wir Schokolade und Cacao nicht nur als eine süsse Verführung zu betrachten, sondern kommen der ursprünglichen medizinalen Bedeutung des Cacaos näher. Und so ist pure schwarze Schokolade alles Andere als nur eine süsse Verführung, sondern ein bitterzarter Superfood.

Gedanken nach dem Projekt
In den zwei Monaten im Dschungel während dem Volontariat aber auch während der Zeit, in welcher wir das Haus und Grundstück hüten durften, haben wir extrem viel gelernt: über das nachhaltige Leben mit der Natur, Dinge wie Strom, Wasser wieder mehr zu schätzen, wenn man diese nicht immer zur Verfügung hat. Ängste, Vorurteile abzuwerfen, mit den Ressourcen der Umgebung achtsam und kreativ umzugehen, sich auf einen anderen Lebensstil einzulassen und vieles mehr.

Voller positiver Energie «gönnen» wir uns nach dem einfachen Leben im Dschungel ein «gemütliches» Privatzimmer mit Bad in Puerto Viejo. Doch was wir vorher als «Luxus» betrachtet haben, kommt uns nun als steril rüber. Obwohl das Zimmer für jede andere Person toll wäre, fühlen wir uns in den vier Wänden eingesperrt. Uns fehlen die Naturgeräusche, der Bach zum Duschen, die frischen Nahrungsmittel, die Menschen und Tiere um uns herum. Und so fühlen wir zuerst eine grosse Leere und müssen uns wieder an den «normalen Lebensstil» gewöhnen.

Geniesst unsere Eindrücke!

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Eindrücke aus unserer Zeit bei a global creek


Kochen mit Hülsenfrüchten im Dschungel

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