Begegnung am Strand von Mazunte: Patrick, "el gringo caliente"
Es ist ein weiterer schwülheisser Abend im Hostel Luciernaga in Mazunte. Wir haben etwas Leckeres gekocht, haben eher zu viel gegessen und sind eigentlich bereit, um schlafen zu gehen. Doch es kommt alles anders. „Kommt doch auch noch ein wenig an den Strand mit uns! Wir haben gerade 2 Mexikaner kennen gelernt und treffen uns dort mit ihnen!“, sagen uns die zwei Frauen aus Neuseeland, welche ebenfalls in unserem Hostel sind. Wie gesagt sind wir müde und möchten eigentlich schlafen gehen. Doch irgendetwas in uns sagt uns „Kommt schon, geht an den Strand!, es lohnt sich!“ Und es lohnte sich wirklich, denn bald sollen wir schon wieder ziemlich munter sein.
Also machen wir uns auf Richtung Strand. Wir treffen Rodrigo und Adrian, zwei herzliche Mexikaner aus der Region. Und wen treffen wir nun?
Patrick, „el gringo caliente“ aus „Gringolandia“
„Hi, I’m Patrick, nice to meet you! I am a gringo, and I come from „Gringolandia“! They call me as well „el gringo caliente“! Mit diesen humorvollen Worten stellt sich sich ein Mann um die 50 vor, der einen Strohhut trägt und mit einer Machete herumläuft. Er habe nur noch seine Shorts, seine Flipflops, seine Machete, ein paar Wechselkleider und ein Motorrad. Er habe kaum Geld, doch fühle er sich frei:
"freedom is, when you have nothing to lose!"
sagt er und lacht herzlich. Es gebe 2 Dinge im Leben, die dazu führen, dass man sich unfrei fühle: dies sei zum einen grosser Besitz, zum anderen Abhängigkeit. Er habe weder das eine noch das andere. Nur wenige Personen seien reich und trotzdem noch am Boden geblieben, wie z.B. Richard Branson, Clint Eastwood oder Tom Hanks; dies sei bewundernswert!
"all the people die, but very few people know how to live!"
sagt er weiter. Das Ziel des Lebens sei Liebe und zu lieben, doch nur wenige Menschen können lieben. Nur wenige Menschen können wahre Liebe und wahres Mitgefühl verspüren.
"if you don't know how to love, you are lost!
Warum wird Patrick eigentlich häufig „el gringo caliente“ genannt?
Dies liege daran, dass er sehr viele Frauen als Kolleginnen habe. Seine Lokalen Freunde glauben somit, dass er mit all diesen Frauen ins Bett geht. Doch dies stimme überhaupt nicht, dies interessiere ihn gar nicht! Er wisse, dass nur wahre Liebe wirklich erstrebenswert sei und dass ihm dies nur kurzfristige Erfüllung geben würde. Welch weiser Mann mit so viel Humor!
Wie Patrick nach Mexiko kam
Doch sein Leben sei nicht immer so gewesen: er sei in reichem Haus in Amerika aufgewachsen, habe als Englischprofessor gearbeitet und habe einen Master in Psychologie. Seine Ex-Frau sei sehr reich gewesen: sie habe nur dem Geld hinterher gejagt und sich ständig mit noch reicheren Menschen verglichen, was ihr immer das Gefühl gab, nicht gut genug zu sein. Vor ungefähr 12 Jahren haben sie sich entschieden, sich scheiden zu lassen. Er habe dann alle seine Lebensversicherungen auszahlen lassen, habe sich mit dem Geld ein Motorrad gekauft und sei mit diesem runter nach Mexiko gefahren. Erst hier habe er realisiert, dass er sich am freisten fühlt, wenn er nichts hat. Da habe auch die Liebe zu Mexiko angefangen: er lebe nun den „mexikanischen Traum“, „el sueño mexicano“. So bezeichne er sich nun als „Ex-Gringo“, da er sich nun in Mexiko nicht mehr als Ausländer, sondern als Mexikaner fühle. Nun sei er im ganzen Land bekannt, da er per Zufall in einem Film als Schauspieler mitspielen konnte. Durch das Interview mit ihm, mit dem Titel „el pato loco sueño mexicano“ (hier auf Youtube) wurde er noch bekannter.
So werde er hier von den Leuten überall eingeladen. Doch im Gegenzug helfe er hier überall bei Bauarbeiten oder wo die Leute sonst noch seine Hilfe gebrauchen können. Auch habe er auf der Punta Cometa (siehe Beitrag Mazunte) eine Bambusskonstruktion in Form eines Sterns errichtet: Die Leute seien sonst überfordert und wüssten vor lauter Schönheit gar nicht, wo sie hinschauen sollten. Der Stern gebe ihnen einen ersten Fixpunkt für die Augen.
Während wir zusammen reden, sitzen wir am Strand, hören das intensive Rauschen der brechenden Wellen des Pazifiks und trinken Pulke: ein typisches Mexikanisches Gärgetränk aus dem Saft verschiedener Agaven. Patrick beschreibt die Wirkung des Getränkes folgendermassen:
"for the indigenous people Pulke was something like Viagra
and Redbull together!"
Wir denken noch oft an diesen Abend mit Patrick am Strand zurück –
Manchmal lohnt es sich eben doch, noch ein wenig länger wach zu bleiben!
– welt-erfahren –