Indian Nose: Sonnenaufgang und Banditen
Am Lago Atitlan hören wir sehr bald einmal alle von der „indian nose“ sprechen: ein Berg am Kraterrand des Sees, der von weitem wie die Nase eines Indianers aussieht. Von dort hat man einen tollen Blick zum Sonnenaufgang über den Lago Atitlan. In San Marcos und San Pedro sehen wir überall Reiseagenturen, die Touren dorthin anbieten. Wir hören uns etwas herum und erfahren, dass man eigentlich ganz gut auch alleine dort hinauf gehen kann, so lange man den Weg in der Dunkelheit findet. So bezahlt man nur die je 5-10 Quetzales An- und Zurückreise im Chickenbus und kann sich die 150 Quetzales sparen, welche die Reiseagentouren verlangen. Auch hören wir, dass der Weg zu diesem Berg über privates Land führt, dass man aber offiziell keine Gebühren zahlen muss. Man werde aber beim herunterlaufen von lokalen „Banditos“ aufgehalten, die Geld verlangen.
Wir entscheiden uns, alleine zu gehen. Wir stehen um 03:00 auf und nehmen um 03:45 den Chickenbus vor dem Park mit der Kirche in San Pedro. Wir haben ein etwas komisches Gefühl, da wir zuerst alleine im Bus sitzen. Doch schon bald füllt sich der Bus mit ca. 15 weiteren Reisenden, die auf eigene Faust die „Indian Nose“ besteigen wollen.
Wir fahren ca. 1 Stunde (10km!) die kurvige Strasse hinauf nach Santa Clara, von wo aus wir dank einem Kollegen schnell den Weg finden und loslaufen. Oben angekommen, geniessen wir den herrlichen Blick über den Lago Atitlan, über dem die Sonne langsam hinter den Wolken hervorkommt.
Doch das richtige Abenteuer beginnt erst beim Abstieg: unten am „Hals“ der Indian Nose versperrt uns ein Mann den Weg und fragt uns, wie unser Guide heisst. Als er merkt, dass wir ohne Guide unterwegs sind ruft er etwas im lokalen Maya-Dialekt seinen 2 Kollegen zu. Kurz darauf versperren uns alle drei den Weg.
Der eine ist ziemlich aggressiv, hat eine Machete und erklärt, dass er hier der Chef sei und dass ihm der Berg gehöre und dass sie für unseren Schutz zuständig sind. Deshalb brauche er 100 Quetzales pro Person (ca.14 Franken); dies sei Guatemala, hier sei nichts gratis. Ein anderer hält viele inoffizielle Tickets in der Hand, mit einer Internetadresse und einem Reisebüro, die es beide nicht gibt.
In unserer Gruppe ist Keith, ein Typ aus Burkina Faso dabei, der sich mit solchen Angelegenheiten bestens auskennt und sich bereit erklärt, mit viel Geduld mit den Banditos zu diskutieren. Es vergehen fast 2 Stunden. Wir erklären, dass wir nicht bereit sind zu bezahlen, zumal dies kein offizieller Park mit offiziellem Büro und offiziellem Eintrittspreis ist.
Es kommen viele weitere Ausreden, so z.B. dass es ein anderer Berg gebe, der ähnlich aussehe wie die Indian Nose und dass es ihnen ein Anliegen sei, dass wir uns zuerst oben versichern können, dass wir wirklich auf der Indian Nose sind und deshalb erst nachher bezahlen. Der eine wird immer wieder aggressiv und ruft schlussendlich verzweifelt einen Kollegen an, der dann extra zu uns hochläuft und uns nochmals irgendwelche Geschichten erzählt, weshalb wir bezahlen müssen.
Da wir langsam Hunger haben, einigen wir uns darauf, dass wir ihnen 100 Quetzales für unsere ganze Gruppe von 7 Personen geben.
Schlussendlich sind wir froh, als wir endlich wieder in Santa Clara angekommen sind. Von dort fahren wir alle stehend auf einem Pick-Up zurück nach San Pedro.
Am Abend treffen wir auf Leute, welche früher als wir von der Indian Nose zurückgekehrt sind. Die „Banditos“ seien dann noch wesentlich aggressiver gewesen: der eine sei am Hemd gepackt worden und der aggressive Mann habe mit der Machete gleich vor ihm auf einen Baum eingeschlagen. Doch auch hier blieb es bei Einschüchterungen.
Fazit: wir würden wieder alleine gehen und uns die Mühe machen, zu diskutieren. So wird sich vielleicht in Zukunft etwas ändern, so dass ein offizieller Eintrittspreis verlangt wird.
– welt-erfahren –
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